Nach dem ZeitsprungÉtienne de Bayeux « Dorian EverettGedankenverloren streifte Dorian durch den Korridor, ohne seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig zu schenken.
Es war Halloween – ein Fest, das der Slytherin gleichermaßen liebte und hasste. Nun, um genau zu sein, hasste er das Fest an sich nicht, sondern vielmehr die Zeit, in der es stattfand.
Denn um diese Zeit, in den letzten Tagen des Oktobers, hatte sich jener verhängnisvolle Unfall seiner Eltern ereignet.
Es erschien ihm da beinah schon als Fluch, dass er in dieser Zeit wieder vermehrt davon träumte.
Doch folgten ihn ansonsten immer die gleichen Szenen des Unfallhergangs heim, waren es nun zusammenhangslose Bilder, denen eigentlich nichts Schlimmes innewohnte.
Im Gegenteil. Die Bilder vermittelten ihm das Gefühl, seine Eltern wieder greifbar bei sich zu haben – sie vermittelten ihm die Atmosphäre einer Geborgenheit, wie man sie nur als Kind in den Armen seiner Eltern empfand.
Aufzuwachen und dabei erneut jenes Verlustgefühl tief in sich wahrzunehmen, wie er es vor so vielen Jahren getan hatte, war für Dorian fast noch schlimmer als die grausamen Bilder des zerschellten Autos, das derart deformiert und zusammengequetscht war, dass man kaum glauben konnte, dass sich darin noch Menschen befanden...
Eigentlich hatte der junge Mann den Verlust inzwischen soweit verwunden, dass er damit leben konnte, doch dieser Traum... auf einmal glaubte er wieder jene kleine Junge zu sein, der nicht verstehen konnte und wollte, was ihm widerfahren war.
So war Dorian heute schon den ganzen Tag von einer undefinierbaren Unruhe ergriffen, die ihm alles und jeden schnell überdrüssig werden ließ.
Er hatte gehofft, diese durch Lesen abschütteln zu können, doch als sich der Slytherin nun umsah, bemerkte er recht schnell, dass er in seiner Unaufmerksamkeit ein Stockwerk zu hoch gegangen war.
Gerade wollte Dorian wieder kehrtmachen, als ihm etwas auffiel. Oder besser gesagt:
jemand.
Bayeux saß auf einer Bank und sah gelinde gesagt so aus, wie sich Dorian fühlte.
Zwar versteckte der andere Slytherin seine Gefühle geschickt hinter einer Maske, aber die Augenringe, die sich leicht auf der blassen Haut abzeichneten, ließen sich nicht verleugnen – genauso wenig wie der schwer zu definierende Ausdruck seiner Augen.
An einem anderen Tag wäre Dorian wohl kommentarlos zur Treppe gegangen und hätte den anderen geflissentlich ignoriert.
Doch heute...
„Man könnte fast meinen, jemand sei mir zuvorgekommen und hat dich überfahren“, meinte Dorian mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen.
(Keine Ahnung, ob das in deinem Sinn ist, aber ich hab einfach einmal Lust auf ein bisschen Mief.
)